An Indian Marriage

Für mich war es ein erstes Mal. Zum ersten Mal eine indische Hochzeit erleben. Geheiratet hat letzten Sonntag eine Mitarbeiterin von Martin, das Fest fand in ihrer Heimatstadt in Süd-Maharashtra statt. Geladen waren etwa 600 Gäste.

Zusammen mit ein paar Kollegen sind wir am Samstag vormittag losgefahren, schließlich muss man für einen Weg 5 Stunden rechnen. Ueber Mittag haben wir einen Abstecher nach Panchgani gemacht, einem bekannten Touristenort in den Western Ghats, der Bergkette zwischen Indischem Ozean und dem Deccanplateau. Die Gegend ist bekannt für Obst und Gemüse, vor allem Erdbeeren, Maulbeeren und Karotten, für viele namhafte Internate, und als Wochenendziel für Leute aus Pune und Mumbai. Das Gebirge besteht aus Tafelbergen, eines der Plateaus haben wir erkundet.

Wir waren außerhalb der Saison dort, es war staubig und heiss und es gab fast mehr Händler als Touristen, jedenfalls über Mittag. Sie boten Eis an, Fernrohre zum durchschauen, Pferderitte, Karussellfahrten, Schießbude, Wurfbude etc. Zum Mittagessen fuhren wir weiter in die Anlage eines großen Fruchtverarbeiters (Sirups, Marmelade etc). Es gab dort eine schöne Gartenwirtschaft mit Pizza aus dem Steinofen und gutem Eis. Das Bier hat halt gefehlt.

Abends erreichten wir erst im Dunkeln unser Ziel, und fuhren in Kreisen (typisch indische Orientierungsmethode) zur Festhalle. Dort war nämlich um sieben eine Zeremonie, bei der die Schwiegereltern jeweils Braut und Bräutigam begrüßten und beschenkten.

Danach fuhren wir in unser Hotel. Von außen sah es schick aus, Kolonialstil mit Säulen, und auch der Name “The Ambassador” versprach einiges. Was uns innen erwartete, war eher der Kleinstadt und dem Preis angemessen. Geräumige Zimmer, aber alles etwas heruntergekommen, ein steinhartes Bett und laute Ventilatoren.

Die Frühstückshalle am nächsten Morgen war passend. Bänke, die aus alten Zügen stammen könnten, schmuddelige Tischdecken, und Toast oder Cornflakes auf Blechtellern.

Doch deswegen waren wir nicht hier, sondern wegen der Hochzeitsfeier. Wir waren kurz vor zehn da, so wie in der Einladung stand. Der Vorplatz war mit Rangoli geschmueckt, und eine kleine Kapelle spielte zum Empfang.

Drinnen ergatterten wir die letzten Stuehle, und kurz spaeter schon kam der Braeutigam herein. Fuer den ersten Teil der Zeremonie stand er alleine auf der Buehne, irgendwann kam die Braut aus einem Seitenzimmer dazu. Zunaechst wurden die beiden durch ein Tuch getrennt, dann durften sie sich sehen, und haben sich schliesslich gegenseitig eine Blumengirlande umgehaengt.

Das alles war innerhalb einer Viertelstunde vorbei. Es gab offensichtlich noch weitere Zeremonien am fruehen Morgen.

Jetzt wurden fleissig Fotos gemacht.

Um elf wurden wir schon zum Mittagessen gerufen, in ein Nebengebaeude. Fuer die engen Familienmitglieder waren dort Tische aufgebaut und Essen wurde serviert. Fuer die anderen gab es einen Stock hoeher ein Buffet. Auf einem Blechtablett bekamen wir ein typisches vegetarisches Thali: Reis, Puri (frittierte Brote), zweierlei Gemuese, Cracker, und einen sehr fluessigen suessen Pudding. Das ganze haben wir im Stehen verzehrt.

Bevor wir uns verabschieden konnten, wurde ein Foto von allen Arbeitskollegen zusammen mit dem Brautpaar geschossen, und um zwoelf waren wir schon unterwegs zurueck nach Hause.

Fazit:

Was wir von der Hochzeit miterlebt haben, hat uns nicht begeistert. Es passieren unverstaendliche und unpersoenliche Zeremonien, das Essen ist nicht speziell, und das Fest bzw. die Party hat uns voellig gefehlt. Schoen waren die vielen bunten Saris der Frauen.

Und noch eine Anmerkung: Hochzeit = Marriage? Passt eigentlich nicht, aber hier wird der Begriff Marriage sowohl fuer die Ehe als auch fuer die Hochzeit verwendet, da es auch in Hindi keine Unterscheidung zwischen diesen Begriffen gibt.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.